Lautlos über der Kalahari

Je länger graue, kalte, neblige Tage dominieren, desto stärker wird die Sehnsucht eines jeden Segelfliegers nach blauem Himmel, Sonnenschein und der richtigen Menge Cumulus – und so steht bei vielen das Fliegen im Sommer der Südhalbkugel, am ehesten im südlichen Afrika, ganz, ganz oben auf der „Bucket List“.

Zwei Ober-Mörler Flieger haben diesen Traum nun für sich wahr werden lassen.

Lorenz Dierschke, im Hauptberuf am Steuer einer Boeing 767 unterwegs, konnte einen beruflichen Zwischenstopp in Namibia für einen Abstecher in DAS Segelflugzentrum des südafrikanischen Landes nutzen: Bitterwasser.

Die ehemalige Farm, etwa 170km südostlich der Hauptstadt Windhuk gelegen, zieht jeden (Nordhalbkugel-) Winter Segelflieger aus der ganzen Welt an, die unter phantastischen Bedingungen zwischen der Namibwüste und der Kalahari große und vor allem schnelle Strecken fliegen möchten.

Lorenz hatte das große Glück, die Gastfreundschaft einer Segelfliegerfamilie aus dem benachbarten Anspach zu genießen und als Mitflieger in deren ARCUS im Rahmen seiner Stippvisite „mal eben und ganz entspannt“ zwei Flüge über 822 km bzw. 687 km mit Durchschnittsgeschwindigkeiten bis zu 148 km/h abzuspulen. Das namibische Wetter bestätigte mit Basishöhen von über 5000 m und Steigwerten zwischen 5 und 7 m/s alle Klischees und hinterließ bei dem Fluglehrer vom AeC Bad Nauheim einen bleibenden Eindruck.

Einige hundert Kilometer weiter südlich, im südafrikanischen Kuruman, ließ sich ein anderer ambitionierter Streckenflieger aus dem AeC etwas mehr Zeit: Winfried Stefan, auch in Deutschland immer für viele Streckenpunkte gut, plante gleich eine richtige Überwinterung und sandte dafür vorab auch sein Flugzeug im Seecontainer auf die lange Reise in den Süden.

Mit viel Zeit, aber im Einsitzer ohne die Möglichkeit, direkt von erfahrenen Südafrika-Piloten zu profitieren, ließ er es etwas langsamer angehen und tastete sich vorsichtig in das unbekannte,  unlandbare Terra Incognita der Kalahari vor. Stück für Stück erarbeitete er sich die örtlichen Bedingungen, das beste Steigen, die richtigen Vorfluggeschwindigkeiten, auch unter Berücksichtigung der viel größeren, wahren Geschwindigkeit in großen Höhen und die aufgrund des steilen Sonnenwinkels möglichen sehr späten Landungen. Und obwohl sich das Wetter nicht von seiner typischen, seiner besten Seite zeigte, waren doch Strecken von weit über 800 km möglich.

„Unbedingt wieder“ freuen sich Lorenz und Winfried unisono auf ihr nächstes Fliegerabenteuer auf dem schwarzen Kontinent im nächsten kalten, grauen deutschen Winter.

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