Ein Reisebericht aus Sicht des Kopiloten im FockeWulf Fw 44 “Stieglitz”
Jedes Jahr machen sich einige Mitglieder des Aero-Club Bad Nauheim auf dem Weg zu einem besonderen Sommerausflug: Die Teilnehmer des Ausfluges sind Eigentümer von Flugzeugen mit besonderer, historischer Bedeutung und wir begeben uns auf Reisen kreuz und quer durch Europa. Im Jahre 2015 sollte uns die Reise von Ober-Mörlen nach Südfrankreich führen und mit von der Partie waren natürlich unsere kleinen Flugzeuge. Die ältesten beiden Teilnehmer sind Klassiker aus dem Jahre 1937: Die Messerschmitt Bf 108 “Taifun” und der Focke Fulf Fw 44 “Stieglitz”. Ebenfalls dabei ist die Dornier Do 27 aus dem Jahre 1958. Aber wir sind natürlich nicht nur auf der Reise international, sondern auch bei den Teilnehmern. Die rassige Deutsch-Italienerin Focke Wulf Piaggio P.149D und das tschechische Rekordflugzeug Orličan L40 “Meta Sokol” (deutsch: “Metallfalke”), die beide aus den 1960er Jahren stammen.
Die Vorbereitung
Ein neuer Sommerausflug im Jahre 2015 steht also vor der Tür. Schon Monate vorher machen wir uns Gedanken über den Termin und wo die Reise hin gehen soll. Fest auf dem Programm steht Lausanne um die AMPA und ihre wunderschöne Flugzeugsammlung, sowie der Flugplatz Blumberg als letztes Etappenziel um dort den Abschluss der Reise auf einem Oldtimertreffen gebührend zu feiern. Die Zwischenziele werden wetterabhängig grob vorgeplant: Gap, Aix en Provence, Sisteron vieles ist denkbar. Auch die Querung des Mont Blanc steht relativ fest auf dem Plan, sofern es das Wetter zulässt. Nur etwa 20 Tage im Jahr ist das gesamte Alpengebiet mit unseren kleinen Flugzeugen problemlos befliegbar. Die meiste Zeit des Jahres geht das nicht. Und so lassen wir uns wie immer auf ein mäßiges Abenteuer und Glücksspiel mit dem Wetter ein. Nachdem die Besatzungen der Flugzeuge festgelegt waren kann es los gehen: Fünf Flugzeuge, zehn Piloten und unendlich viel Spaß!
Von Bad Nauheim über ColmarHoussen nach MâconCharnay (02.09.2015)
Der Erste Tag verlief wie alle anderen: Problemlos. Das Wetter war uns weitestgehend hold und der Sternmotor des Stieglitz lief wie ein Uhrwerk. In ColmarHoussen wurde getankt und zu Mittag gegessen. Wir waren mit dem Stieglitz die einzigen, die dort zum Tanken zwischenlanden mussten, da alle anderen Flugzeuge schneller sind als wir und über größere Reichweiten verfügen. Nach dem Mittagessen in einem trostlosen Industriegebiet nahe dem Flugplatz ging es weiter zum Etappenziel des Tages: MâconCharnay.
Wir landeten mit dem Stieglitz als letzte Besatzung bei wunderbarem Sonnenlicht und angenehmen Temperaturen in Mâcon. Niemand der anderen Kameraden war mehr am Flugplatz. Wir konnten sie telefonisch jedoch schnell aufspüren und mit dem Taxi zu ihnen gelangen. Sie saßen vor einer wunderschönen Kathedrale in der Altstadt und ließen es sich gutgehen, während sie auf uns warteten. Nach einer kurzen Begrüßung und einem gemeinsamen “Landebier” machten wir uns auf die Suche nach einem adäquaten Lokal für das Abendessen. Tatsächlich fanden wir ein wunderschönes Lokal mit Tischen im Freien direkt am Fluss Saône.
Nach dem gelungenen Abendessen zogen wir bis spät am Abend durch die Gassen und kehrten hier und dort kurz ein, bis wir uns aufteilten: Eine Gruppe ging ins Hotel, die Andere auf den Flugplatz zum schlafen im “TausendSterneHotel” unter den Tragflächen unserer Flugzeuge. Ich verbrachte eine Nacht unter den Stieglitz Tragflächen und wachte am nächsten Morgen mäßig erholt wieder auf. Nach dem Zähneputzen an einem in einem Erdloch versteckten Wasserhahn fühlte ich mich erfrischt genug um weiterzufliegen. Die Kameraden, die im Hotel waren, hatten uns sogar Bananen, Croissants und Orangina mitgebracht das Frühstück für Champions. Wir starteten die Motoren und legten los!