Über den Wolken…

Was treiben Segelflieger eigentlich so im Winter? Richtig – Werkstattarbeit, Theorieunterricht, Vorbereitungen für die nächste Saison und… Fliegen natürlich!

Aufgrund der kurzen Tageslänge und fehlenden Sonneneinstrahlung ist die kalte Jahreszeit aber nur schlecht nutzbar. Die geliebte Thermik, die wir im Sommer für stundenlange Flüge nutzen, bleibt aus. Dafür gibt es von Zeit zu Zeit die Möglichkeit, stattdessen die Kraft des Windes zu nutzen. Wenn der Wind stark genug weht und auf einen Berg prallt, wird er nach oben abgelenkt und man kann mit dem Segler in der aufsteigenden Luft tragen lassen. Wenn dann noch ein paar weitere Faktoren passen, bildet sich hinter dem Berg eine wellen-ähnliche Schwingung und setzt sich bis in große Höhen fort.

Am 26. Januar 2021 kann Lorenz Dierschke einen solchen Wellentag für einen spontanen Ausflug ins Rheintal nach Mannheim nutzen. Schon am Boden sind die typischen Wellenwolken „Altocumulus Lenticularis“ zu erkennen und der ursprüngliche Plan, den Tag im Hangaufwind an der Bergstraße zu verbringen, wird schnell verworfen. Aufrüsten bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, alle Vorbereitungen abgeschlossen und ab zum Startpunkt Piste 27.

Es folgen 5 Stunden reinstes Flieger-Glück. Der Start im Flugzeug-Schlepp bringt den Segler bis auf 1900 Meter Höhe, ab jetzt geht es lautlos weiter. Der Einstieg in die Welle gelingt und das Segelflugzeug steigt lautlos weiter bis auf 3400 Meter, wo sich über den Wolken ein atemberaubender Blick auf die unwirklichen Wolkenformationen bietet. In dieser Höhe beträgt die Temperatur -20° C und es wird auch mit Thermo-Bekleidung langsam kalt. Trotz der Kälte wird jede Sekunde der Freiheit über den Wolken ausgekostet – wer weiß wann es die nächste Gelegenheit für einen Flug geben wird.

Dierschke folgt der Aufwindlinie im Lee (Windabgewandte Seite) des Pfälzer Waldes und fliegt mehrmals zwischen Schweighofen an der französischen Grenze und Bad Dürkheim hin und her. Durchgefroren und glücklich landet der Bad Nauheimer wieder in Mannheim und ist sich sicher: die Erinnerung an das Erlebte wird ihm die kommenden Wochen bis zum Saisonstart auf jeden Fall verkürzen. Dann darf hoffentlich wieder regelmäßig am heimatlichen Flugplatz abgehoben werden.

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